[Dystopie] Troll

troll

Titel: Troll
Autor: Hvorecky, Michal
Genre: Dystopie
Verlag: Tropen Verlag
Seitenzahl: 216
Wertung: ★★★★★
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Was könnte passieren, wenn wir als Gesellschaft die Anzeichen sehenden Auges ignorieren und weiterhin leichtgläubig mit den sozialen Medien umgehen? Michal Hvorecky zeichnet in seinem Roman “Troll” ein düsteres Szenario einer möglichen Zukunft.

 

Randbedingungen

Hvorecky platziert seine Handlung in einen namenlosen osteuropäischen Staat, lässt gleichzeitig die gesamteuropäischen Systeme kollabieren und zu neuen Staatengemeinschaften erstarken. Dies ist aber lediglich ein Grundgerüst, das weiter keine große Rolle spielt. Die Erzählung funktioniert nahezu beliebig, was sie nicht nur aktuell, sondern gleichzeitig erschreckend macht.

Wie leicht lassen sich die Menschen von negativen Nachrichten beeinflussen? Wie leicht glauben wir auch heute schon ungeprüft Meldungen aus den sozialen Netzwerken, ohne diese zu hinterfragen? In der Welt von Hvorecky werden diese Meldungen systematisch gestreut und erfreuen sich größter Beliebtheit. Die Parallelen zum Heute sind unverkennbar und gewollt.

 

Stilistisch

Der Protagonist schleust sich in das System ein und lernt es von innen heraus kennen. Er geht dabei an seine Grenzen.

Ich konnte nichts mehr tun, außer zu kotzen.
(S. 169)

Hvorecky nutzt dabei einen sehr geschickten sprachlichen Kniff. Er beschreibt das Szenario nicht nur aus der Ich-Perspektive, sondern stilistisch in Form einer Art Tagebuch. Damit umgeht er detaillierte Beschreibungen von Handlungselementen, in dem er Geschehenes quasi in einem Satz beschreibt.

Das ist außerordentlich gut gemacht und verleiht dem Buch Glaubwürdigkeit und bietet gleichzeitig ein sehr hohes Erzähltempo. Die kurzen knappen Sätzen verstärken dieses Effekt zusätzlich.

 

Aktualität

Auch wenn das Szenario in einer nahen Zukunft angesiedelt ist, so bieten der Text ganz bewusst viele aktuelle Bezüge.

Eine Lüge ist keine andere Meinung.
(S. 192)

Man braucht gar nicht in ferne Länder schauen, sondern kann auch in Deutschland die Tendenz erkennen, wie wenig Nachrichten hinterfragt und einfach geglaubt werden. Wie einfach ist es auch schon in Deutschland, einen Menschen im Netz zu denunzieren und zu mobben?

In den Sachbüchern “Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst” von Jaron Lanier und “Das Internet muss weg” von Schlecky Silberstein werden die aktuellen Szenarien sehr eindringlich erläutert, die heute schon funktionieren und auf die Hvorecky sein Szenario stützt.

Hvorecky zeigt sehr eindrücklich, mit welchen Waffen Kriege auch heute schon geführt werden. Und so findet sich in dem Buch ein sehr bezeichnendes und sehr wahres Zitat:

Worte sind mir als einzige Waffe geblieben.
(S. 191)

 

Fazit

“Troll” ist ein sehr rasanter Roman, der nicht nur mit einem hohen erzählerischen Tempo und ansprechenden Sprachstil daherkommt, sondern zugleich vor den Folgen der Verbreitung von Lügen und Extremismus in den sozialen Medien warnt.

Auch heute schon ist der (Internet-)Troll in der freien Wildbahn anzutreffen, wie er ungezügelt seinem Werk nachgeht. In dem Buch nimmt Hvorecky kein Blatt vor den Mund und zeigt tatsächlich großen Mut, seine Welt so darzustellen.

Ich kann dieses Buch bedenkenlos weiterempfehlen. In diesem Sinne: #dontfeedthetroll

 


 

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Mehr Informationen inklusive einer Leseprobe findet sich auf den Seiten des Verlags.

 

Wie wichtig unabhängige Medien sind, wird in diesem Buch mehr als deutlich. Deswegen sind die GEZ-Gebüren für unabhängige öffentlich rechtliche Medien mehr als gerechtfertigt. In dem 6-minütigem Beitrag aus dem ARD-Magazin ttt: titel, thesen, temperamente erläutert der Autor Michal Hvorecky die Hintergründe zur Entstehung des Buchs. Der Beitrag ist noch bis zum 30.07.2019 in der ARD-Mediathek verfügbar.

 


 

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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Weitere Hinweise zu Rezensionsexemplaren findet sich auf der Verlagsübersichtsseite dieses Blogs.
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