Smoke ★★★★☆

Und da spricht mal noch jemand von einer Feinstaubbelastung in den Städten, wenn es die Menschen selbst sind, die sie verursachen. In diesem fantastischen Roman steht allerdings nicht der Feinstaub im Mittelpunkt, sondern der Rauch, den Menschen absondern, wenn ihnen ein “dunkler Gedanke” kommt.

Allerdings steckt hinter diesem Rauch deutlich mehr als einfach nur eine dunkle gasförmige Absonderung, denn er hat nicht nur unterschiedliche Gerüche und Geschmäcker, sondern ist auch ansteckend. Das genaue Geheimnis, das sich hinter dem Rauch verbirgt, darf der Leser im Laufe der Erzählung erfahren.

Der Plot

Die Idee, dass die Menschen mit ihren unterschiedlichen Gefühlen unterschiedlichen Rauch absondern, ist sicherlich gut gewählt. Gefühle werden materiell und wer nicht rauchen möchte, muss diese unterdrücken. Welche Art von Gesellschaft dies ergibt, kann jeder erahnen.

Aber solch einen Plot denkt sich niemand aus, wenn es keinen Bezug zu aktuellen Geschenissen gäbe. Und so trifft man schnell auf die allgegenwärtige Situation von Arm vs. Reich – in “Smoke” nur deutlich überspitzt.

Angesiedelt ist die Geschichte im prä-industriellen London, wobei die Wahl recht bewusst gewählt wurde. Nicht wegen des Brexit, sondern weil die Insel als solches sich recht gut vom Kontinent isoliert werden kann. Ein bisschen hat mich der Plot an das China erinnert, dass sich ebenfalls isoliert hat und sich von Einflüssen von außen abschotten wollte.

Wechsel der Erzählperspektive

Nicht nur das Setting ist recht ungewöhnlich, auch die Erzählperspektive ist es. Zuerst betrachtet der Leser das Geschehen aus der “Distanz”, nur um dann im nächsten Kapitel näher in das Geschehen “hereinzuzoomen”. Dabei wechselt die Erzählung von der dritten Person in die Ich-Perspektive. Das verleiht dem Plot eine interessante Betrachtungsweise und Tiefe.

Verstärkt wird dieser Effekt durch die gute und angenehme Sprachwahl. Es wirkt nichts gekünstelt, kein Dialog zu aufgesetzt und viele Beschreibung werden bildlich interessant beschrieben. Nur im hinteren drittel verliert sich der Stil ein bisschen und es entsteht eine Länge, die dem Leser ein bisschen Durchhaltevermögen abverlangt.

Mehr als einmal habe ich ungeduldig weiterlesen müssen mit der Frage im Kopf: “Wann geht es endlich weiter?!” Hier hätte die Geschichte sicherlich gestrafft werden können.

Charaktere

Wie schon angesprochen, verleiht der Erzählstil den Charakteren einen gewissen Tiefgang. Das gilt selbstredend vor allem für die Protagonisten. Am Ende wird der Erzählstil zwar hin und wieder konfus, aber die Botschaft und die Charaktereigenschaften bleiben immer transparent.

Interessant ist da sicherlich, dass es schlussendlich gar nicht so klar ist, wer eigentlich der gute und wer der böse ist. Oder anders ausgedrückt, dass das gut gemeinte manchmal nicht den gewünschten Effekt hat … und umgekehrt.

Fazit

Das Setting des Buchs ist sicherlich ungewöhnlich, die Erzählweise interessant. Aber dennoch fällt der Bezug zu unserer Gesellschaft und ihrer Strukturen nicht schwer. Finden sich unsere Gesellschaft nicht ein stückweit in diesem Buch wieder? Mit all seinen selbstauferlegten Wünschen und Zwängen?

Es ist ein empfehlenswertes Buch, obgleich es kurz vor dem Finale etwas langatmig und die Spannung herausgenommen wird. Allein der Erzählstil und die Beschreibungen des Autors machen das Buch lesenswert.

 

Titel: Smoke
Autor: Vyleta, Dan
Genre: Fantasy
Verlag: carl’s books
Bewertung: ✦✦✦✦✧

 

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